Aktienmärkte: Prognose nicht möglich
veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 11/2023
Michael Gierse von der Union Investment gab beim „Tag der Vermögensberater“ der R+V Kunden- & Filialdirektion einen interessanten und amüsanten Überblick und Einblick die Welt eines Aktienfondsmanagers. Zugeschaltet wurde auch der R+V-Chefvolkswirt Dr. Uwe Siegmund.
Analysen und Prognosen stellen für Volkswirte ihre Daseinsberechtigung dar. Doch momentan sieht sich Michael Gierse nicht wirklich in der Lage seinen eigentlichen Hauptaufgaben nachzukommen. „Seien wir ehrlich. Die aktuelle volkswirtschaftliche Gemengelage macht es in der Analyse schwierig und passt in kein volkswirtschaftliches Analysemodell“, gestand der Aktienfondsmanager der Union Investment auf dem „Tag der Vermögensberater“ der R+V Kunden- und Filialdirektion Oldenburg im September vor rund 100 Teilnehmenden in Wardenburg (Landkreis Oldenburg). Auch eine Prognose für 2024 ist für ihn aktuell nicht möglich. Stattdessen hört er „lieber auf die, die nah am Geschehen“ sind: die Unternehmen selbst und bezieht vor allem deren Einschätzung in seine Anlageentscheidungen ein.
Klar ist für ihn jedoch, dass wir es uns deutlich über 2023 hinaus mit einer schwächelnden Konjunktur vor allem in Europa, mit einer hartnäckigen Inflation, einer abnehmenden Bedeutung des US-Dollars sowie mit einer anhaltenden Wirtschaftsschwäche auch in China werden einstellen müssen. Dennoch betonte er In seinem Vortrag „Aktien – Trends - Chancen“, dass die Aktienanlage trotz der schwierigen Rahmenbedingungen Sinn mache. Auch der per Video zugeschaltete Chefvolkswirt der R+V, Dr. Uwe Siegmund, betonte, dass die aktuelle Strategie laute „In unruhigen Zeiten ruhig anlegen“. Dabei sieht Michael Gierse vor allem in den Bereichen Infrastruktur und Wasserversorgung weltweit große Investitionsbedarfe und somit Wachstumspotenziale. Ähnliches gelte für die Anlage in Fonds, die in die Branchen Gesundheit und Medizin investierten. Bei niedrigen Einstiegskursen von Einzelwerte, die derzeit bei Anleger Interesse weckten, gelte es dagegen sehr genau hinzuschauen, ob diese „nur billig“ oder tatsächlich unterbewertet seien und damit Kurspotenzial eröffneten.
Konzerne managen sich zu Tode
Dabei analysierte der Portfoliomanager entgegen seiner Eingangsaussage dennoch die wirtschaftlichen Kernfaktoren in Deutschland, Europa und der Welt. Und das tat er sehr amüsant und prägnant. Dabei berichtete der Portfoliomanager von einer Managementqualität in den Deutschen DAX-Konzernen, die deutlich hinter der des deutschen Mittelstands hinterhinke: „Deutschlands Konzerne managen sich mit ihren vielen Hierarchieebenen zu Tode.“ Die Unternehmenslenker in Schweden und Norwegen oder auch in der Schweiz dagegen seien viel lösungsorientierten unterwegs. Insbesondere Schweden habe vor 30 Jahren noch ähnlich wie Deutschland heute einen großen Teil seines Staatshaushaltes in den „Wohlstandsstand“ gesteckt. Für Straßen, Schulen oder Datenautobahnen sei jedoch zu wenig Geld investiert worden.
Zu viel Staat und zu wenig Marktwirtschaft hätten das skandinavische Land Anfang der 1990er-Jahre in eine schwere Wirtschaftskrise geführt. Harte Reformen und nicht zuletzt die Einführung einer obligatorischen, aber kapitalmarktorientieren Altersvorsorge hätten die Schweden zu einem der heute wohlhabendsten und innovativsten Länder werden lassen. So seien dort in der jüngsten Vergangenheit über die Kapitalmärkte große Investitionen auch in den öffentlichen Raum erfolgt. Deutschland müsste ähnlich konsequent handeln, doch derzeit „fehlt der Mut, die Probleme wirklich lösen zu wollen“, so Michael Gierse.
Bestes Konjunkturprogramm: Geburtenrate steigern
Bei der Ankurbelung des Bausektors gehe die deutsche Regierung zu zögerlich vor. Das nachhaltigste Konjunkturprogramm wäre zudem, dass der Staat Anreize schaffe, die Familien stärke und die Geburtenrate erhöhe. „Familien mit Kindern weisen die höchsten Konsumraten auf“, betonte der Volkswirt. Aber auch in diese Richtung „ist nichts zu erwarten“. Derweil sei die Lohn-Preis-Spirale angesichts der hohen Inflationsraten „in vollem Gange“. Der R+V-Chefvolkswirt Dr. Uwe Siegmund erwartet für 2024 eine Inflationsrate für Deutschland zwischen drei und vier Prozent. Für Andreas Gierse ein durchaus optimistischer Wert.
Von der Weltwirtschaft seien auf jeden Fall wenig konjunkturelle Impulse zu erwarten, da China weiterhin schwächelt und sich die geopolitische Weltordnung verändere. „Das verursacht Unsicherheit. Und Unsicherheit führt dazu, dass erstmal alle abwarten und nichts passiert“, so Michael Gierse. Und ob die Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI) Produktivitätsschübe und damit Wachstumsimpulse bringe sei derzeit zudem kaum abschätzbar. Somit bleiben seine Prognosen von vielen Unsicherheitsfaktoren geprägt. Aber auch diese halten die volkswirtschaftlichen Analysen stets lebendig.
"Auszahlungen stärken die Region“
Die jährlich Renten- und Todesfallleistungen der R+V Kunden- und Filialdirektion Oldenburg liegen im dreistelligen Millionenbereich. Das sorgt für Kaufkraft und auch für potenzielles Anlagevermögen.
Für die R+V Kunden-& Filialdirektion stellt der fondsgebundene Vermögensaufbau einen wichtigen Aspekt der Produktgestaltung dar. Dieser sorge für hohe Ablaufleistungen und biete vielfältige Anlagemöglichkeiten, betonte Andreas Wollny auf dem „Tag der Vermögensberater“. Insgesamt lägen die Todesfall- und Rentenzahlungen der R+V Versicherung an Kunden jährlich im dreistelligen Millionenbereich. „Das ist die Summe allein im Geschäftsbereich unserer Kunden- & Filialdirektion. Diese stellt somit echte Mehrwerte für unsere Kunden dar und ist Geld, das in der Region bleibt und damit auch eine gute Arbeitsgrundlage für die Volksbanken und Raiffeisenbanken darstellt“, sagte der R+V-Vertriebsbeauftragte.
Filialdirektion belegt Spitzenplätze
Andreas Wollny sieht in der guten Zusammenarbeit mit den Genossenschaftsbanken in der Region und deren engagierte Arbeit die Basis für den Erfolg der R+V Versicherung. „Wir belegen im bundesweiten Vergleich in nahezu allen Bereichen Spitzenplätze. Das ist vor allem auch der Verdienst der Volksbanken und Raiffeisenbanken, die eng und vertrauensvoll mit uns zusammenarbeiten“, so der Vertriebsbeauftragte. Wie konkrete Mehrwerte und Lösungen im Einzelfall aussehen können, beleuchteten auch die R+V-Kollegen Lasse Uber, Spezialist Lebensversicherungen, mit dem Thema fondsgebundene Vermögensanlage und Vermögensübertragung mit Beispielen aus dem Vertriebsalltag sowie Brigitte Wollny-Mannot, Spezialistin Vorsorge und Vermögensmanagement, die die R+V Sofortrente unter anderem im Blickwinkel der steueroptimierten Vermögensübertragung und Erbschaftsgestaltung behandelte. Zudem stellten die Raiffeisen-Volksbank eG, Aurich, die Volksbank eG Oldenburg-Land Delmenhorst und die Grafschafter Volksbank eG individuelle Fallbeispiele vor, bei denen diese für Kunden mit Hilfe verschiedener R+V-Produkte sowie deren Vertriebsunterstützung ganzheitliche Lösungen von komplexen Sachverhalten entwickelt haben.