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GLOBE – Kino und Theater im Stil der 1950er Jahre zum Leben erwecken

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 01/2024

Die Kulturgenossenschaft GLOBE saniert das ehemalige britische Soldatenkino in Oldenburg. Das denkmalgeschützte Gebäude ist bundesweit das einzige in dieser Form erhaltene. Es wurde in den vergangenen sieben Jahren viel bewegt. Damit die Vision Realität wird, ist aber eine weitere finanzielle Unterstützung nötig.

 © GVWE/Stephan Janssen
Die GLOBE-Kulturbühne im Stil der 1950er-Jahre.: Vorständin Nicola Haßold-Piezunka: "Als ich damals in diesem Saal stand, wusste ich, das muss ich machen."

Nicola Haßold-Piezunka staunt immer noch über sich selbst, dass sie zusammen mit vielen anderen Kulturbegeisterten einen alten Theater- und Kinosaal wieder zum Leben erwecken will. Derzeit blickt sie im GLOBE in Oldenburg jedoch vor allem auf Baugerüste, offene Kabelschächte, kleine Sandhaufen und „viel Arbeit“. Die Begeisterung und Leidenschaft für das Projekt sind der strahlenden Frau dennoch ins Gesicht geschrieben: „Als ich damals in diesem Saal stand, wusste ich, das muss ich machen.“ Damals, das war 2017, das Gründungsjahr der gemeinnützigen Kulturgenossenschaft Globe e.G, die sie mit zehn weiteren kulturbegeisterten Frauen und Männern gegründet hat. Diese saniert die 1954 vom britischen Militär für ihre Soldaten errichtete und seit etwa 30 Jahren leerstehende außergewöhnliche und denkmalgeschützte Kulturbühne im Oldenburger Stadtteil Donnerschwee.

900 Genossenschaftsmitglieder tragen das Projekt    
Bis Ende 2023 hat die Kulturgenossenschaft dank vieler engagierten Mitglieder einiges bewegt und auch durchgestanden, um aus der Ruine eine neue Kultur- und Quartierstätte im Stil der 1950er-Jahre erstrahlen zu lassen. Was damit alles auf Nicola Haßhold Piezunka zukommen sollte, war ihr und ihren Mitstreiter seinerzeit nicht in vollem Umfang bewusst. Klar war aber, dass das Projekt „von vielen Menschen getragen werden muss, um es erneut zum Leben zu erwecken“. Deshalb sei die Genossenschaft die ideale Organisationsform gewesen. Die rasant auf heute rund 900 gestiegene Zahl von Genossenschaftsmitgliedern zeigt, dass dieser Weg erfolgreich war.

Ein guter Teil des Weges ist mittlerweile auch baulich bewältigt. „Wir hoffen, dass wir im besten Fall Ende 2024 soweit sind, das GLOBE erstmals wieder für erste kleine Konzerte oder Aufführungen nutzen zu können“, so Nicola Haßold-Piezunka, die der Kultur unter anderem durch ihren Ehemann und Kontrabassisten eng verbunden ist. Doch auch das letzte Teilstück ist kein Selbstläufer und hat es in sich – vor allem finanziell. „Wir fahren auf Sicht und versuchen uns Stück für Stück vorzuarbeiten“, erklärt Nicola Haßold-Piezunka die Strategie, die sie im Vorstand zusammen mit Elisabeth von Wedel-Gödens und Michael Hagemeister sowie den Genossenschaftsmitgliedern eingeschlagen hat.

300.000 Euro kurzfristig benötigt
Die Mitglieder haben in den vergangenen Jahren einige hunderttausend Euro Eigenkapital aufgebracht. Zusammen mit Zuwendungen diverser Stiftungen konnte das Gebäude damit 2018 gekauft und ein Teil der Sanierungsarbeiten finanziert werden. Zudem sind bereits rund 845.000 Euro an öffentlichen Fördermitteln für die Sanierung des bundesweit einzigartigen ehemaligen britischen Soldatenkinos zugesagt. Diese Gelder können aber erst nach der Fertigstellung abgerufen und müssen daher zwischenfinanziert werden. Seit dem Herbst versucht die Kulturgenossenschaft deshalb weitere rund 300.000 Euro mit viel Kreativität aufzutreiben, um die eher unscheinbare Gebäudehülle weiter „dichtmachen zu können“. Anfang Dezember zeigte der Spendenzähler 37.319 Euro an. 

Spenden und Zuwendungen seien auch darüber hinaus weiter dringend notwendig. Insgesamt beziffert die Kulturgenossenschaft die Kosten auf rund 2,9 Millionen Euro. Ursprünglich sei deutlich weniger veranschlagt gewesen, weiß Nicola Haßold-Piezunka: „Doch die Corona-Pandemie und die inflationäre Baukostensteigerung der letzten Monate haben alles teurer werden lassen.“ Als ein Beispiel von vielen nennt sie ein notwendiges Trafohäuschen, um das Gebäude mit dem benötigten Strom zu versorgen. Dieses habe vor der Pandemie rund 60.000 Euro gekostet. Heute müsse dafür das Vierfache– also 240.000 Euro – hingeblättert werden. Zudem seien nicht absehbare und zusätzliche bauliche Maßnahmen notwendig geworden. Derartige Entwicklungen kennt jeder Investor, der ein Gebäude im Bestand saniert.

Ungebrochener Enthusiasmus
Doch der Enthusiasmus ist ungebrochen und ein starker Treiber. Träume und Optimismus sind schließlich die Grundlage für beherzte Taten und sie können gelegentlich Berge versetzen – möglicherweise auch finanzielle. Eine kräftige Finanzspritze brachte Ende September zudem der SPD-Bundestagsabgeordnete Dennis Rohde aus Berlin. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags hat auf seinen Vorschlag hin eine Förderung über eine Million Euro für das GLOBE bewilligt. „Diese Summe muss aber natürlich mit 50 Prozent kofinanziert werden“, weiß die Vorständin. Zudem müsse das Geld für den Innenausbau und die Ausstattung verwendet werden. Die Arbeiten an der Gebäudehülle könnten damit nicht finanziert werden.

Trotz der Herausforderungen „sind alle unglaublich inspiriert“. Das gelte für die Genossenschaftsmitglieder wie auch für die Kulturschaffenden selbst. So begleitet „Mr. GLOBE“ – der Oldenburger Schauspieler Jo Schmitt – die Aktionen und die Entwicklung des Theater- und Kinosaals mit viel schauspielerischer Finesse. Sein zerrissener, alter Anzug erfährt passend zum Baufortschritt langsam eine Erneuerung. Zuletzt hat er einen neuen Hut bekommen, als der Dachstuhl auf dem Gebäude fertiggestellt wurde. Gerade die ehrenamtliche Zusammenarbeit vieler unterschiedlicher Menschen und Charaktere stellt einen großen Wert dar und ist ein Treiber für das Projekt“, sagt Nicola Haßold-Piezunka. Dies mache auch das Wesen der Kultur aus, die vor allem durch das Zusammenspiel von vielen verschiedenen Menschen lebendig werde. Dieses Zusammenspiel zu erhalten, sei gerade in diesen Zeiten mit einem starken Hang zur Individualisierung eine wichtige Aufgabe.     

GLOBE Oldenburg – ein einzigartiges Kulturdenkmal
Das britische Militär hat nach dem Ende des 2. Weltkrieges während der Besatzungszeit für ihre Soldaten Kinosäle gebaut. Diese nannten sie GLOBE – angelehnt an die Bedeutung Erde – für die bodengestützten Truppen sowie ASTRA – angelehnt an die lateinische Bedeutung Stern – auf ihren Fliegerhorsten. Von den GLOBE-Kinos wurden in Deutschland bis Mitte der 1950er-Jahre insgesamt 25 errichtet. Dort wurden vor allem Filme und Wochenschauen gezeigt. Nach Abzug der britischen Truppen übergaben diese die Kinosäle 1957 der neu gegründeten Bundeswehr, die diese ebenfalls nutzte. Heute sind nur noch zwei GLOBE erhalten. Eines davon steht in Oldenburg, was die bundesweite Bedeutung als Kulturdenkmal verdeutlicht.  

Das Oldenburger GLOBE wurde darüber hinaus in einer besonders hochwertigen Form ausgestattet. Die meisten GLOBE verfügten lediglich über eine schlichte Leinwand und vergleichsweise einfache Sitze. Oldenburg dagegen wurde mit einer Theaterbühne, einem Orchestergraben und einem fast schon pompösen Innenleben mit edlen Leuchten, stoffverzierten Wänden und üppigen Vorhängen – alles im Stile eines echten Lichtspielhauses – ausgestattet. Vor allem aufgrund dieser Besonderheiten konnte das GLOBE in Oldenburg als denkmalgeschütztes Kulturgut eingestuft werden und war damit auch förderfähig aus Mitteln des Denkmalschutzes. Die Recherchen der Kulturgenossenschaft deuten darauf hin, dass die britische Regierung ursprünglich größere Ansiedlungspläne in Oldenburg hatte, die allerdings am Ende nicht realisiert worden sind. So sei die opulente Ausstattung des GLOBE möglicherweise zu erklären.    

Kulturgenossenschaft GLOBE e.G.
Die Kulturgenossenschaft GLOBE e.G. in Oldenburg wurde 2017 von elf Genossenschaftsmitgliedern gegründet. Den Vorstand bilden Nicola Haßold-Piezunka, Elisabeth von Wedel-Gödens und Michael Hagemeister. Mittlerweile zählt die Kulturgenossenschaft rund 900 Mitglieder. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Aktionen und Auftritte organsiert, um das kulturelle Leben zu bereichern, Unterstützer zu finden und Geld einzusammeln. Auch ein eigener Chor – die „Globioso Cinema Singers“ – probt regelmäßig. Das Ziel ist es, mit der Sanierung des GLOBE auf der ehemaligen Donnerschwee-Kaserne eine Kulturbühne im Stile der 1950er-Jahre zu schaffen, die das Quartiers- und Stadtleben kulturell bereichert.

In den vergangenen Jahren durften die Oldenburger auch in anderen GLOBE-Kinos „räubern“. So konnten ein Kassenhäuschen, der GLOBE-Schriftzug und weitere originale Ausstattungen aus anderen, überwiegend dem Verfall preisgegebenen Standorten gerettet werden. Die Arbeiten an dem denkmalgeschützten Objekt sind zwar fortgeschritten. Dennoch liegt noch viel Arbeit vor der Kulturgenossenschaft.

Die fachplanerischen Arbeiten für die Sanierung des GLOBE Oldenburg sowie die bauhistorischen Untersuchungen sind vollständig abgeschlossen. Die ausführenden Arbeiten sind ebenfalls gut vorangeschritten und lassen die Bedeutung und Schönheit des Kino- und Theatersaals erahnen. In dem restaurierten Gebäude sollen künftig Konzerte, Musik- und Filmfestivals stattfinden, aber auch Auftritte von Theater-, Tanz- und Varieté-Ensembles. Zudem sollen die Räume für Feiern und Symposien dienen. Damit diese Vision Realität wird, ist aber eine weitere finanzielle Unterstützung notwendig. Deshalb sind Spenden willkommen.