Geldautomaten: Zahl der Überfälle sinkt in Niedersachsen
veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 06/2024
Bis Mitte Mai gab es neun Sprengungen seit Jahresanfang. 2022 waren es im gleichen Zeitraum noch 31. Die Bündelung privatwirtschaftlichen und öffentlichen Kräfte wirkt sich positiv aus. Volksbanken und Raiffeisenbanken haben kräftig in die Sicherheit investiert.
Die Zahl der Geldautomatensprengungen in Niedersachsen ist in den ersten fünf Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr erneut stark zurückgegangen. Verzeichnete die Polizei Niedersachsen zum gleichen Zeitpunkt im Jahr 2023 noch 18 Taten, waren es zum Stichtag 21. Mai dieses Jahres noch neun. Im Jahr 2022 war in Niedersachsen die bisher höchste Zahl von Sprengungen verzeichnet worden, im Jahresverlauf insgesamt 68, zum Stichtag 21. Mai 2022 schon 31. Damit zeichnet sich in diesem Phänomenbereich ein deutlicher Abwärtstrend ab. „Nicht zuletzt die erheblichen Investitionen der Volksbanken und Raiffeisenbanken haben mitentscheidend dazu beigetragen, dass die Zahlen gesunken sind. Aber vor allem die Bündelung und Abstimmung aller privatwirtschaftlichen und öffentlichen Kräfte war wichtig, um eine effiziente Abschreckung zu erzielen“, sagt unser Verbandsdirektor Axel Schwengels.
Dialog seit 2023 intensiviert
Die Niedersächsische Ministerin für Inneres und Sport, Daniela Behrens, hatte den Dialog mit der Bankenwirtschaft sowie dem Landeskriminalamt Niedersachsen (LKA) vor diesem Hintergrund bereits kurz nach ihrem Amtsantritt im Januar 2023 deutlich intensiviert, um für eine stärkere Sicherung der Geldautomaten zu werben und den fachlichen Austausch aller Akteure zu verbessern. So gab es verschiedene Gespräche zusammen mit den Genossenschaftsverbänden in Niedersachsen sowie dem Sparkassenverband Niedersachsen, in denen konkrete Schritte vereinbart worden sind.
Die Polizei Niedersachsen hat zur Bekämpfung der Automatensprengungen mit einem Fünf-Punkte Plan ein landesweit gültiges, ganzheitliches Bekämpfungskonzept abgestimmt und eingeführt. Seitdem findet die polizeiliche Bearbeitung der Ermittlungsverfahren an zentralisierter Stelle der jeweils tatbetroffenen Polizeidirektion statt. Bei den Staatsanwaltschaften wurde eine landesweit zuständige Zentralstelle in Osnabrück eingerichtet. Auch im Bereich der Auswertung erfolgte eine Zentralisierung, damit Tat- und Täterzusammenhänge noch zügiger identifiziert werden können. Darüber hinaus wurde zur Bündelung von Informationen im LKA seit 2022 eine Task Force speziell zur Bekämpfung dieses Kriminalitätsphänomens eingerichtet.
27 Verdächtige festgenommen
Seit 2023 wurden durch die Polizei Niedersachsen vor dem Hintergrund dieser Anstrengungen insgesamt 27 Tatverdächtige in Zusammenhang mit Geldautomatensprengungen gefasst. Anhand der Daten, die die Banken dem LKA seit Beginn dieses Dialogprozesses regelmäßig vertraulich zur Verfügung stellen, kann festgestellt werden, dass durch die Bankenwirtschaft weitere Schutz- und Sicherungsmaßnahmen an Geldautomaten umgesetzt und so messbare Fortschritte beim Anheben des Sicherheitsniveaus erreicht wurden.
Verschiebung in andere Bundesländer
Ministerin Daniele Behrens erklärt dazu: „Der deutliche Rückgang der Taten zeigt, dass der niedersächsische Dreiklang aus einer hervorragenden Arbeit von Polizei und Justiz, einer deutlichen Stärkung der Sicherungssysteme durch die Bankenwirtschaft und einem intensiven Dialog aller Akteure sehr gute Ergebnisse zeitigt.“ Das Phänomen der Geldautomatensprengungen sei dabei aber keineswegs verschwunden, vielmehr finde eine Verlagerung in andere Bundesländer statt. Dennoch verzeichnen auch andere bislang stark betroffene Bundesländer wie Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ebenfalls eine rückläufige Tendenz. Wie Niedersachsen fahren auch diese Bundesländer eine ähnliche Strategie. Die Sicherheitsbehörden befürchten, das sich die Schwerpunkte in andere Bundesländer verlagern könnten.
Die Ministerin nehme das Problem in Niedersachsen aber weiterhin ausgesprochen ernst, denn jede Tat sei eine zu viel und zeige uns, dass die Täter immer skrupelloser vorgehen und eine immense Gefährdung von unbescholtenen Personen wissentlich in Kauf nehmen. Sie halte es daher weiterhin für geboten, das Strafmaß für diese Taten zu erhöhen. Sie werde den Dialog zwischen Polizei, Politik und Bankenwirtschaft weiter fortsetzen, denn trotz ganz erheblicher Fortschritte in den vergangenen Monaten gebe es bei der Sicherung der Automaten noch Luft nach oben.
Banken gehen Weg konsequent weiter
Unser Verbandsdirektor Axel Schwengels betont, dass die Volksbanken und Raiffeisenbanken in den vergangenen Monaten erhebliche Investitionen in die Sicherheit der Geldautomatenstandorte getätigt hätten. „Die Genossenschaftsbanken in Weser-Ems haben einmal mehr gezeigt, dass die Sicherheit der Bevölkerung für sie an oberster Stelle steht. Diesen Weg werden wir konsequent weitergehen.“ Dies müsse zwingend in enger Abstimmung mit den Sicherheitskräften geschehen, um eine höchstmögliche Effizienz und Abschreckung zu erzielen.
Auch Marco Schulz, Vorstandsmitglied des Genoverbandes, betont: „Die Sicherheit ihrer Kunden, Anwohner und Mitarbeitenden hat für die Volks- und Raiffeisenbanken höchste Priorität. Unsere Banken stellen sich Seite an Seite mit Politik und Polizei gegen die Angriffe auf ihre Geldautomaten – und das mit Erfolg. Sie leisten ihren Beitrag, indem sie massiv in den Ausbau ihrer Geldautomatensicherung investieren. Wir freuen uns über die sinkende Tendenz der Fallzahlen, bleiben aber weiterhin am Ball.“
Der Vizepräsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen, Guido Mönnecke, trägt den Kurs ebenfalls konsequent mit: „Wir sind auf einem guten Weg, die Angriffe auf die Geldautomateninfrastruktur einzudämmen. So gelingt es in Zusammenarbeit zwischen polizeilichen Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden sowie Präventionsmaßnahmen der Sparkassen, die Sicherheit der Geldautomaten so zu ertüchtigen, dass es unattraktiv wird, Geldautomaten zu sprengen.“