„Echt Digital“ – jugendCreativ geht in die 55. Runde
veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 10/2024
Der weltweit größte Jugendwettbewerb seiner Art ist am 1. Oktober wieder gestartet. Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen können Bilder, Kurzfilme und andere künstlerische Werke über ihre Volksbanken und Raiffeisenbanken vor Ort einreichen. Beim Pädagogen-Symposium in Bad Zwischenahn gab es viele Tipps und Anregungen für die Umsetzung des Thema im Unterricht.
Am 1. Oktober ist der Startschuss für den 55. Wettbewerb von „jugendCreativ“ gefallen. Unter dem Motto „Echt Digital“ können Schülerinnen und Schüler von der 1. bis zur 13. Klasse über die regionalen Volksbanken und Raiffeisenbanken wieder Zeichnungen, Malereien, Bilder, Fotos, Videos, Collagen oder Mixed-Medien-Arbeiten bei diesem weltweit größten internationalen Jugendwettbewerb einreichen. Den Lehrerinnen und Lehrern kommt dabei eine wichtige Rolle zu, denn sie können die Kinder und Jugendlichen intensiv begleiten, animieren und motivieren. Deshalb freute sich Stephanie Hempel, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Weser-Ems, erneut rund 80 Teilnehmende im September beim regionalen Pädagogen-Symposium in Bad Zwischenahn begrüßen zu dürfen. „Ich danke allen 162 Schulen und Lehrerinnen und Lehrern aus Weser-Ems, die sich mit viel Engagement im vergangenen Jahr an dem Wettbewerb beteiligt haben“, sagte Stephanie Hempel bei der Begrüßung. So seien fast 13.000 Bilder und mehr als 4.000 weitere Kurzfilme, Fotos und Quizbeiträge eingereicht worden.
Digitale Bildung ist wichtiger denn je
Das neue Wettbewerbsthema „Echt Digital“ bestimme unser Leben, sagte Stephanie Hempel und betonte gleichzeitig, dass damit viele Fragen verbunden seien, die wir diskutieren müssten. Insbesondere die Künstliche Intelligenz werde die Welt extrem verändern. Dieser Herausforderung müsse sich die Gesellschaft und vor allem auch die Jugend stellen. Deshalb sei digitale Bildung von größter Bedeutung. Die Lehrkräfte erhielten bei der Veranstaltung bei verschiedenen Vorträgen vielfältige und inspirierende Impulse, die das Thema des Jugendwettbewerbs unter unterschiedlichen Blickwinkel betrachteten und auch Umsetzungsmöglichkeiten im Unterricht aufzeigten.
„Aliens im Kinderzimmer“
Die Bundesvorsitzende der Jury von „jugendCreativ“, Prof. Dr. Anja Mohr, betonte, dass die Digitalisierung eine große Herausforderung darstelle, aber in der Kultur bereits auf eine jahrzehntelange Historie zurückblicke wie unter anderem die Werke der „Digital-Pioniere“ zeigten. Dazu zählten in Deutschland unter anderem der Mathematiker und Computerkünstler Frieder Nake, der Digitalkünstler Manfred Mohr oder die Forscherin und Netzkünstlerin Cornelia Sollfrank. Die Ängste, die Digitalisierung führe zu „Aliens im Kinderzimmer“, zu geistiger und körperlicher Verarmung oder zu unkontrollierbaren Parallelwelten sei dabei wissenschaftlich nicht belegt. „Die Wirkungsmacht des Computers auf das Individuum ist rein spekulativ und weit überschätzt, im pessimistischen wie im optimistischen Sinn“, warnte die Künstlerin und leitende Kunstpädagogin der Ludwig-Maximilians-Universität München vor vorschnellen Bewertungen.
Digitales und Analoges verbinden
Kinder und Jugendliche sollten „digitale Medienkompetenzen entwickeln und gleichzeitig vielfältige ästhetische Grunderfahrungen im Analogen erfahren“. Dieses als Doppelstrategie von Prof. Anja Mohr bezeichnete Vorgehen biete vielfältige Möglichkeiten im Unterricht. Den Wechsel von digitalen und konventionellen Arbeitsverfahren machte sie an einfachen Beispielen wie der Erstellung einer Maske oder von Collagen deutlich. Darüber hinaus sei es eine wichtige Aufgabe des Unterrichts, dass Schülerinnen und Schüler lernten, das Digitale kritisch zu hinterfragen. Ästhetische Konventionen und Stereotype, die beispielsweise mit gängigen Schönheitsidealen bei der Erstellung von Avataren auch den Digitalen Raum prägten, sollten in Frage gestellt werden. „Fehler sollten bewusst erzeugt werden. Das bedeutet Intervention statt Akzeptanz von ästhetischen Konventionen“, sagte Prof. Anja Mohr.
Das Netz vergisst nichts
Der Ethical Hacker und ehemalige Polizeibeamte Ralf Schmitz gab tiefe Einblicke in die Welt der Cyberkriminalität. Er erläuterte verschiedene Betrugstechniken von Phishing-Mails über manipulierte QR-Codes auf Strafzetteln und Schadsoftware, die beim Öffnen von Online-Speisekarten aktiviert werde, bis hin zum Hacken von W-LAN-Router ohne besondere IT-Fähigkeiten. Das Niveau der Cyberkriminellen sei auf einem „unfassbaren und gruseligen Niveau“. Viele Betrugsversuche seien kaum noch erkennbar. Dabei geht er von einer weiteren Zunahme der weltweiten Hackerangriffe aus. Davor gelte es sich zu schützen. Ebenso sei der Schutz von persönlichen Daten beziehungsweise der bedachte Umgang im Netz damit wichtig. Personalabteilungen würden heute bereits sogenannte „Wayback Machines“ im Netz nutzen, auf denen alle jemals digital veröffentlichen persönlichen Daten gesammelt werden. Damit ließen sich Bewerberinnen und Bewerber im Vorfeld entsprechend durchleuchten. Das sollten auch die Jugendlichen bei ihrer Reise über die Datenautobahnen beachten: „Das Netz vergisst nichts.“
Schnitt, Sprache und Themenwelten
Tipps, Tricks und Anregungen zur Erstellung von Videos und Kurzfilmen gab es zudem von Philipp Aubel, langjähriger Projektpartner von jugendCreativ vom Bundesverband Jugend und Film (BJF). Er stellte Schnittprogramme ebenso vor wie er auf die Filmsprache und Themenwelten einging und dazu verschiedene Materialien vorstellte, die im Unterricht eingesetzt werden können. Als Projektleiter für den Arbeitsbereich Junge Filmszene im BJF weiß er: „Digitalisierung ist ein wichtiges Thema in der Lebenswelt der Jugendlichen.“ Diese gelte es, auf vielfältige Art und Weise künstlerisch umzusetzen.